Actionfilm oder Alltag? Was macht ein Personenschützer und was braucht es, um diesen interessanten Beruf ausüben zu können?

Für das Online Sicherheitsportal SECmarket gab unsere Mitarbeiterin Rosa Lenz ein Interview über den Beruf des Personenschützers und konnte dabei mit Vorurteilen und Klischees aufräumen.

Frau Lenz, uns interessiert zunächst wie viele Personen bei Ihnen im Bereich Personenschutz tätig sind?

Bei uns werden ungefähr zehn Personen eingesetzt, die den Anforderungen entsprechen und national sowie international tätig sind.

Wie sieht der Ausbildungsweg eines Mitarbeiters im Personenschutz, speziell Bodyguard, aus und gibt es dafür gesetzliche Vorgaben?

Jeder, in der Sicherheitsbranche tätige Mitarbeiter, muss über die IHK-Sachkundeprüfung nach §34 a verfügen. Als Personenschützer sind zudem erweiterte Fahrkenntnisse mit Fahrzeugen aller Klassen und eine Ersthelfer-Ausbildung hilfreich. Zudem ist ein behördlicher Hintergrund (Militär, Polizei o. ä.) von Vorteil. Fließendes Englisch ist Pflicht, wer zusätzlich noch eine weitere Fremdsprache, wie Französisch oder Spanisch spricht, kann vielseitig eingesetzt werden.

Fallen darüber hinaus regelmäßige Schulungen an?

Es finden regelmäßig Inhousetrainings mit Spezialisten aus unterschiedlichen Disziplinen, wie z. B. Nahkampf und Gewaltprävention, statt. Zudem nehmen unsere Mitarbeiter an Fahrsicherheitstrainings teil und müssen sich Tests zur Überprüfung der körperlichen Fitness stellen.

Welche weiteren Voraussetzungen muss ein Leibwächter zwingend mitbringen?

Die Grundvoraussetzung ist ein einwandfreier Leumund, also ein eintragungsfreies Führungszeugnis. Wichtig sind auch Soft Skills, die gute Umgangsformen, eine hohe Kommunikationsfähigkeit und Gelassenheit in Stresssituationen beinhalten. Eine ansprechende Optik wird ebenfalls erwartet. Das Image des „muskelbepackten Gorillas“ ist inzwischen veraltet und wurde durch dezenter auftretende Männer und durchaus auch Frauen ersetzt.

Die Tätigkeit des Bodyguards läuft nicht wie in einem Action-Film ab. Wie genau gestalten sich die meisten Aufträge denn in Wirklichkeit?

Für einen Personenschützer, der mit einer Schutzperson unterwegs ist, ist Flexibilität sehr wichtig. Die Schutzperson kann Ihre Pläne schnell und spontan umstellen oder andere Wege, als ursprünglich geplant waren, einschlagen. Gerade im internationalen Bereich, muss sich ein Personenschützer schnell mit neuen Umgebungen vertraut machen können, um sichere Ortskenntnisse zu erlangen. Auch längere Wartezeiten im Auto oder an Hotels gehören zum Berufsalltag.

Wie unterscheidet sich die Gefährdungslage beim bewaffneten und unbewaffneten Personenschutz?

In Deutschland muss eine spezielle Genehmigung der zuständigen Ordnungsbehörde erfolgen, um einen bewaffneten Personenschutz durchführen zu können. Personen die einer hohen Gefahrenstufe zugeordnet werden (beispielsweise Politiker), werden in der Regel von der Bundespolizei begleitet. Im Geld- und Werttransport ist das Tragen von Waffen eher geläufig.

Sie sind sowohl national, als auch international tätig, wo genau werden Aufträge besonders häufig gebucht und wie unterscheiden sich die Einsätze je nach Land?

Im Zuge großer Sportevents betreuen wir viele Sportler wie Rennfahrer oder Fußballspieler. Diese sind je nach Event rund um den Globus verteilt. Zu unserem Kundenstamm gehören darüber hinaus Mitglieder verschiedener Königsfamilien aus den vereinigten Emiraten. Die kulturell bedingt abweichenden Bedürfnisse und Wünsche der Auftraggeber zu erkennen und umzusetzen ist bei internationalen Kunden von großer Wichtigkeit.

Sie sprechen auf Ihrer Website davon, dass in diesem Leistungssegment „das Machbare durch die Gesetzesvorgabe definiert wird“. Können Sie uns das näher erläutern?

Deutschland ist bekannt für strikte Regeln, gesetzliche Vorgaben und definierte Auflagen. Diese können wir natürlich auch als Personenschützer nicht umgehen. Doch jeder deutsche Bürger verfügt über die sogenannten Jedermannsrechte, die unter anderem die Paragraphen Notwehr, Nothilfe, und Festnahme durch Jedermann beinhalten. Diese Jedermannsrechte erlauben es, in gefährlichen Situationen zu agieren ohne sich dabei strafbar zu machen. Dies gilt sowohl für die Verteidigung der eigenen Person, als auch für die Verteidigung Dritter.

Wie eng ist die Zusammenarbeit mit anderen Instanzen, wie der Polizei?

Im Zuge einer „Private Public Partnership“ kommt es häufig vor, dass wir mit staatlichen Behörden, wie der Polizei oder dem Ordnungsamt, zusammenarbeiten. Da wir keine hoheitlichen Rechte besitzen, ziehen wir die Kollegen der öffentlichen Stellen hinzu, wenn es eine Situation erfordert, die außerhalb unserer Handlungsbefugnis liegt. Gängiger ist diese Art der Kooperation allerdings eher im Veranstaltungsbereich als im Personenschutz.

Wie hoch ist generell die Nachfrage / Auftragsquote in Ihrem Unternehmen?

Der Bereich Personenschutz macht in etwa 15 % des Gesamtumsatzes aus.

Wie sind die Arbeitszeiten eines Bodyguards, gibt es überhaupt regelmäßige Zeiten?

Wie bei der Beschreibung der Aufträge bereits erwähnt, stellen die zeitliche und räumliche Flexibilität zwei große Faktoren im Alltag eines Bodyguards dar. Wobei das Wort „Alltag“ in diesem Job selten Gebrauch findet. Der Personenschützer muss sich komplett auf seine Schutzperson einstellen und begleitet sie durch alle Lebenslagen. Häufig gehören auch längere, internationale Reisen zum Auftrag und beanspruchen viel Zeit. Ist der Personenschützer nicht mit seiner Schutzperson unterwegs, beschäftigt er sich häufig damit, die Fahrtwege und deren Alternativen abzufahren, Informationen über die Gegebenheiten zu sammeln oder sich abrufbar im Umfeld der Schutzperson aufzuhalten. Man kann also durchaus von einem abwechslungsreichen 24-Stunden-Job sprechen, der keine festen Arbeitszeiten definiert.

Welcher Fall im Personenschutz war der bisher Aufregendste Ihrer Unternehmensgeschichte?

Jeder Auftrag hat seine speziellen Besonderheiten. Für Mitarbeiter die auf der Suche nach spannenden Erlebnissen sind, ist unser Unternehmen allerdings der falsche Arbeitgeber. Natürlich lernen wir den einen oder anderen Prominenten kennen, verhalten uns jedoch immer dezent, unaufdringlich und professionell. Somit bleiben Details, Klatsch und Tratsch über Promis oder gar Fotos mit Schutzpersonen ein striktes No-Go für ein professionelles Unternehmen.

Wie gefragt ist der Beruf aus Ihrer Sicht?

Wir erhalten fast täglich Bewerbungen, auch speziell für die Sparte Personenschutz und Fahrdienste. Allerdings haben viele Bewerber falsche Vorstellungen des Berufsbildes, die sich, wie Sie in einer vorherigen Frage schon erwähnten, eher auf die Bodyguards in Actionfilmen stützen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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